Ein Kind von damals
Höcker, Karla [Höcker, Karla]
Ein Kind von damals unterschied es sich sehrvon den Kindern, die heute leben?
... an diesem Tag klang das Schreien der Badenden plötzlich bedrohlich. Ewalds Stimme überschlug sich angstvoll, das Segelbötchen war gekentert, Hasso untergegangen! Gerade da kam ein starker, orkanartiger Wind auf, die Kinder wurden zurückgerufen. Beide schluchzten: sie wollten weiter nach Hasso suchen! Man brachte sie nach Haus. Und Hasso war tot. Ertrunken...
... mit zehn Jahren verlobte ich mich mit Erwin. Wir tauschten sogar Glasperlenringe! Mein Fahrrad wollte ich ihm aber lieber nicht anvertrauen. Er war tief beleidigt. „Hab dich doch nicht so! Ich fahr viel länger Rad, als du!“ Er legte die Hände entschlossen auf die Lenkstange. „Also, jetzt fahr ich mal ’ne Runde!“ Ich stürzte mich auf ihn, er ließ das Rad fallen und es gab, wie seine Klassenkameraden begeistert feststellten, eine Klopperei...
Ein Kind von damals, eines von Millionen. Ein Kind bürgerlicher Eltern, mit Liebe und Verständnis nach den neusten pädagogischen Erkenntnissen erzogen. Es wuchs in einer heilen Welt auf. Not und. Hunger, politische Verwicklungen, drohende Arbeitslosigkeit und ihre Folgen blieben ihm unbekannt. Es hatte Grund, glücklich zu sein. Aber war die Welt damals wirklich heil? War das Kind glücklich?Vieles hat sich seitdem entscheidend geändert. Werte sind gestiegen oder gefallen, Tabus aufgehoben. Von einer „heilen Welt“ spricht niemand mehr. Schon vor 1914 zeichneten sich Probleme ab, die uns noch heute zu schaffen machen. Hinterdem kleinen Schicksal eines Kindes erscheinen die Umrisse der großen Welt: Zeitungsmeldungen, Bilder und Dokumente lassen erkennen, wie zwiespältig sie schon damals gewesen ist. Das Kind hat sie nur unbewußt wahrgenommen. Es stellte keine Fragen - noch nicht. Es mußte in ihr leben.
Karla Höcker, gebürtige Berlinerin, studierte auf der Staatlich-Akademischen Hochschule für Musik und war zehn Jahre lang Mitglied des Bruinierquartetts. Sie veröffentlichte ihr erstes Buch 1938, dem im Laufe der Zeit 22 weitere Werke folgten. In vielen von ihnen ist Musik das tragende Element. 1955 wurde ihr Roman „Die Mauern standen noch“ mit dem Verlagspreis des Kulturbuchverlages ausgezeichnet. „Die letzten und die ersten Tage“, Berliner Aufzeichnungen 1945, fanden auch als RIAS- feature starke Beachtung. Ihrem dokumentarischen Furtwängler-Buch von 1969 ging ein vielbeachtetes Fernsehporträt des großen Dirigenten voraus. Der Wunsch, große Musikerpersönlichkeiten neugierigen Laien und jungen Musikfreunden näher zu bringen, führte zur Entstehung ihrer Mozart- und Clara Schumann-Biographien. Beide erlebten nach kurzer Zeit Neuauflagen. Das hier vorliegende neue Werk der Autorin, „Ein Kind von damals“, trägt autobiographische Züge.
... an diesem Tag klang das Schreien der Badenden plötzlich bedrohlich. Ewalds Stimme überschlug sich angstvoll, das Segelbötchen war gekentert, Hasso untergegangen! Gerade da kam ein starker, orkanartiger Wind auf, die Kinder wurden zurückgerufen. Beide schluchzten: sie wollten weiter nach Hasso suchen! Man brachte sie nach Haus. Und Hasso war tot. Ertrunken...
... mit zehn Jahren verlobte ich mich mit Erwin. Wir tauschten sogar Glasperlenringe! Mein Fahrrad wollte ich ihm aber lieber nicht anvertrauen. Er war tief beleidigt. „Hab dich doch nicht so! Ich fahr viel länger Rad, als du!“ Er legte die Hände entschlossen auf die Lenkstange. „Also, jetzt fahr ich mal ’ne Runde!“ Ich stürzte mich auf ihn, er ließ das Rad fallen und es gab, wie seine Klassenkameraden begeistert feststellten, eine Klopperei...
Ein Kind von damals, eines von Millionen. Ein Kind bürgerlicher Eltern, mit Liebe und Verständnis nach den neusten pädagogischen Erkenntnissen erzogen. Es wuchs in einer heilen Welt auf. Not und. Hunger, politische Verwicklungen, drohende Arbeitslosigkeit und ihre Folgen blieben ihm unbekannt. Es hatte Grund, glücklich zu sein. Aber war die Welt damals wirklich heil? War das Kind glücklich?Vieles hat sich seitdem entscheidend geändert. Werte sind gestiegen oder gefallen, Tabus aufgehoben. Von einer „heilen Welt“ spricht niemand mehr. Schon vor 1914 zeichneten sich Probleme ab, die uns noch heute zu schaffen machen. Hinterdem kleinen Schicksal eines Kindes erscheinen die Umrisse der großen Welt: Zeitungsmeldungen, Bilder und Dokumente lassen erkennen, wie zwiespältig sie schon damals gewesen ist. Das Kind hat sie nur unbewußt wahrgenommen. Es stellte keine Fragen - noch nicht. Es mußte in ihr leben.
Karla Höcker, gebürtige Berlinerin, studierte auf der Staatlich-Akademischen Hochschule für Musik und war zehn Jahre lang Mitglied des Bruinierquartetts. Sie veröffentlichte ihr erstes Buch 1938, dem im Laufe der Zeit 22 weitere Werke folgten. In vielen von ihnen ist Musik das tragende Element. 1955 wurde ihr Roman „Die Mauern standen noch“ mit dem Verlagspreis des Kulturbuchverlages ausgezeichnet. „Die letzten und die ersten Tage“, Berliner Aufzeichnungen 1945, fanden auch als RIAS- feature starke Beachtung. Ihrem dokumentarischen Furtwängler-Buch von 1969 ging ein vielbeachtetes Fernsehporträt des großen Dirigenten voraus. Der Wunsch, große Musikerpersönlichkeiten neugierigen Laien und jungen Musikfreunden näher zu bringen, führte zur Entstehung ihrer Mozart- und Clara Schumann-Biographien. Beide erlebten nach kurzer Zeit Neuauflagen. Das hier vorliegende neue Werk der Autorin, „Ein Kind von damals“, trägt autobiographische Züge.
语言:
german
ISBN 10:
3781707628
ISBN 13:
9783781707627
文件:
EPUB, 14.60 MB
IPFS:
,
german0